"Gert Riels Werk lässt sich als eine kontinuierliche Entwicklung begreifen mit mehreren prägnanten Phasen. Innerhalb der Phasen dekliniert er die entwickelten Formen und Materialien wie Elemente einer Sprache durch. Und wie eine lebendige Sprache entwickeln sich die Plastiken, lassen neue, bisweilen fremde Einflüsse zu; einen Bruch oder einen Paradigmawechsel gibt es dabei nicht. Die Elaboration entwickelt sich, wenn auch mit überraschenden Elementen, kontinuierlich. Auch für die gefassten Plastiken gilt, dass sich durch die gegenseitige Beziehung von Form und Material bzw. Farbe eine objektive Schönheit, eine Harmonie ausdrückt, die über das Subjektive in der Darstellung weit hinaus reicht. Gerade für die geometrisch angelegten, abstrakten Kunstrichtungen verweist man auf die Eigenwertigkeit einer Plastik und auf deren So-sein, losgelöst vom realen Bezug. Doch zeigt sich in den Arbeiten von Gert Riel, dass allein die verwendeten Materialien Stahl, Aluminium, Bänder und Farbe sehr wohl einen Bezug zur alltäglichen Welt evozieren. Der liegt nicht im unmittelbaren Wirken, aber doch in einer elaborierten Rezeption. Zudem liegen in dem Dualismus strenger Formwille versus materialimanentes Verhalten durchaus Antagonismen, die wir alle nicht nur kennen, sondern denen wir im Widerstreit von Wunsch/Lust und Normen/Gesetzen täglich begegnen. So zeigen die Plastiken von Gert Riel in erster Linie ein Streben nach abstrakter Harmonie, nach offener Gesetzmäßigkeit in einer so einfach-strengen, wie universalen Form, die, hierin wieder ganz realistisch, nicht in der einen, absoluten Arbeit liegen kann. „Die bildnerische Phantasie vermag Formen zu schaffen, die – wenn auch geheimnisvoll und neuartig – nicht weniger wirklich und konkret sind, wie ein Baum oder ein Ei“, schrieb De Stijl 1932 in sein Tagebuch. Gert Riel gelingt diese Konkretion durch rationale Strenge, Reduktion und Materialgefühl scheinbar wie von selbst. Dass dies ohne Pathos auch in den großen Arbeiten gelingt, und nicht ohne einen gewissen subjektiven Faktor, der zum Teil auch die Störfälle bedingt, ist eine besondere Qualität seines Werks. Das So-sein und das Hier-sein kommen zusammen." Otfried Käppeler
2009, 72 Seiten, Katalog